08. Oktober – Tórshavn

Nun ist es soweit: unser letzter Tag auf den Färöern ist angebrochen. Dafür machen wir es uns aber heute auch nochmal so richtig schön, denn wir starten den Tag mit einem laaangen Vormittag im Zimmer mit Aussicht und checken erst sehr spät aus, denn die Fähre fährt erst abends um neun los und so ein langer Tag will gefüllt werden. Zum Glück ist heute richtig schönes Herbstwetter und wir machen einen sehr langen Spaziergang durch Tórshavn. Beginnen tun wir mit ein bisschen Kletterei, denn wir wollen zum Viðalundin, einem Park in der Mitte der Stadt. Kaum angekommen, kommen wir aus dem Staunen gar nicht mehr raus, denn wir finden keinen Park, sondern einen richtig schönen Wald in der Innenstadt, der noch dazu mit ausgesprochen schönen Plastiken gespickt ist. Nach so vielen Wochen wieder in einem richtigen Wald zu stehen, ist tatsächlich eine Wohltat fürs Auge. Hab gar nicht gemerkt, dass mir sowas gefehlt hat.

Nachdem wir den gesamten Waldpark abgelaufen haben, bewegen wir uns langsam Richtung Altstadt. Eigentlich wollte ich ja noch ein paar Souvenirs einkaufen, aber es gibt keine. Deshalb schnell durch die Einkaufspassage und rein in die Altstadt, die ausgesprochen malerisch ist. Rasenbedeckte Häuschen, die ineinander geschachtelt an winzigen Straßen stehen und es ist trotzdem immer noch genug Platz für wunderhübsche Gärtchen dazwischen. Ist ausgesprochen schön und sehr friedlich, was in Tórshavn nicht so normal ist, denn Tórshavn ist tatsächlich eine Stadt und die Färöer sind superhektische Autofahrer, die ständig hin- und herfahren und für entsprechend Unruhe sorgen. Nicht so in der Altstadt, wo es wirklich friedlich ist und wir die Gunst der Stunde nutzen, um am Parlament mit Blick auf Hafen und See zu mittagen.

Danach geht es wieder Richtung Hotel, wo unser Auto noch steht, aber gaaaaanz langsam, denn wir haben immer noch viel Zeit bis zum Einschiffen auf der Fähre, die auch gerade erst aus Island kommend den Hafen von Tórshavn anläuft. Das Einlaufen schauen wir zwei beide uns noch von der Festung Skansen aus an, bevor es zum Auto geht – Beine ausruhen und lesen. Eine Stunde später ist es soweit: wir fahren zum Hafen und nach ein bisschen Hin und Her, weil die Kommunikation irgendwie nicht so die Stärke der Smyril Line ist, sind wir endlich auf dem Schiff. Noch flux die Kabine getauscht (war zu laut) und eine Runde über Deck, um einen letzten Abendblick auf Tórshavn, zu erhaschen und dann geht es nach vielen Wochen Inselurlaub los in Richtung Festland.

Ort: Tórshavn | Distanz: 1 km RüBä-Mobil, 6 km per Pedes

07. Oktober – Tunnelfahrt nach Tórshavn

Es wird Zeit, die Nordinseln hinter uns zu lassen und gen Tórshavn zu fahren, denn morgen geht unsere Fähre nach Dänemark. Das heißt für uns eine Tunnelfahrt quer über die Inseln. Wir starten gleich hinter Norðdepil mit unseren beiden Nicht-Lieblingstunneln, den Borðoyartunlarnir, die die Landverbindung nach Klaksvík ermöglichen. Beide Tunnel sind einspurig und unbeleuchtet und da wir diesmal auf der Ausweichseite sind, ist es heute an uns, bei Gegenverkehr passende Ausweichnischen im Fels anzusteuern. Geht auch gleich richtig gut los, denn wir sind kaum im Hvannasundstunnilin als uns auch schon etwas sehr Großes, Tunnelausfüllendes entgegen kommt. Also Nische gesucht, gefunden, reingefahren und gewartet, bis irgendwann ein LKW im Schneckentempo und für unseren Geschmack viel zu nah (Spiegel mussten schnell noch eingeklappt werden) an uns vorbeischleicht. Danach ist es Stop-and-Go durch Tunnel eins und Tunnel zwei und wir sind beide sehr erleichtert, als wir aus dem Berg herausfahren und Klaksvík von Weitem sehen. Die Straße nach Kunoy ignorieren wir bewusst, denn auch dort droht ein 3 Kilometer langer Geisterbahntunnel, den wir einfach mal auslassen – Urlaub soll ja zur Erholung dienen 🙂
Stattdessen geht es weiter nach Klaksvík, kurz einkaufen, und dann in den Unterseetunnel, der Borðoy und Eysturoy verbindet. Kaum sind wir draußen, flitzen wir mit dem RüBä-Mobil durch Leirvík und in den nächsten Tunnel. Dann kommt in beliebiger Reihenfolge mehrfach: runter vom Berg, rauf auf den Berg, am Fjord lang, über den Berg und durch den Tunnel 😉

Da wir viel Zeit haben, fahren wir nochmal auf den Parkplatz oberhalb von Kvívík und werden heute mit einem wunderbaren Blick auf den Ort und etliche der Färöer belohnt. Als wir vor einer Woche im Sturm hier entlang fuhren, war von den anderen Inseln nichts zu sehen, heute schon 🙂

Dann nehmen wir unsere letzte Butterblumenstraße über die Berge Richtung Tórshavn in Angriff. Die vortunnelzeitliche Verbindungsstraße in die Hauptstadt der Färöer ist ausgesprochen schön. Tórshavn ist viel zu schnell in Sicht und deshalb streifen wir die Stadt nur, um gleich weiter nach Kirkjubøur zu fahren. Kirkjubøur ist nicht nur das südlichste Dorf von Streymoy, sondern war auch mal ein Bischofssitz und ist nun so etwas wie ein bewohntes Museumsdorf. Sehr hübsch. Wir schauen uns in Ruhe um und fahren dann zurück gen Tórshavn, wo wir noch einmal ins Havgrims einchecken und zum Abschied wieder ein Zimmer mit Superaussicht genießen.

Ort: Norðdepil – Tórshavn | Distanz: 127 km im RüBä-Mobil, 500 m per Pedes

06. Oktober – Viðoy

Was macht man auf den Färöern? Na? Immer mal eine neue Insel besuchen. Heute ist Viðoy dran, die nördlichste der Färöer, die man einfach so ohne Fährfahrt erreichen kann. Klingt aufregender als es ist, denn Viðoy ist mit Borðoy über einen kleinen Damm von ungefähr 150 Metern Länge verbunden, der praktischerweise so ziemlich genau vor unserer Haustür in Norðdepil liegt 🙂
Am späten Vormittag schwingen wir uns ins RüBä-Mobil und überqueren den inselverbindenden Damm in gespannter Erwartung des Tunnels nach Viðareiði, denn wir wissen nicht, ob das wieder so ein lustiges, dunkles, einspuriges Loch im Berg ohne Licht ist. Ist es nicht, sondern ein moderner, zweispuriger Tunnel, der uns flux auf die andere Seite des Bergs befördert, wo uns der Blick auf Fugloy und Svínoy überrascht, die beiden Nordinseln, die nur per Fähre erreichbar sind. Deshalb gibt es einen Knipsstopp am Aussichtspunkt und danach geht es weiter nach Viðareiði, dem nördlichsten Dorf der Färöer, das in einem weiten Tal mit wunderbaren Ausblicken auf die benachbarten Inseln liegt. Hier schauen wir uns in aller Ruhe Kirche, Kirchhof und Umgebung an, knipsen, was das Zeug hält, und fahren dann über die alte Küstenstraße zurück nach Norðdepil, wo wir den Rest des Tags mit Rumurlauben verbringen 😉

Ort: Norðdepil – Viðareiði – Norðdepil | Distanz: 17 km im RüBä-Mobil, 1 km per Pedes

05. Oktober – Wandertag in Norðdepil

Heute machen wir Kontrastprogramm zu gestern und lassen das Auto stehen und laufen endlich mal wieder eine längere Strecke. Norðdepil eignet sich dafür prima, denn von hier aus kann man auf einer dieser ominösen Butterblümchenstraßen Richtung Múli laufen. Da hier auf den Nordinseln noch weniger Leute wohnen, ist die Straße entsprechend noch ein bisschen rustikaler und lädt nicht zum Fahren, aber zum Wandern ein. Múli hat unterschiedlichen Quellen zufolge einen oder keinen Bewohner und deshalb sollte sich der Verkehr in Grenzen halten. Außerdem ist Montag und deshalb im Vergleich zu Gestern ungefähr nur noch ein Zehntel des Verkehrs, also ziemliche Ruhe. Nach einem ruhigen Morgen stapfen wir los und schauen uns die nebelverhangenen Berge mit zugehörigem Fjord an. Überall kommen Wasserfälle malerisch von den Bergen herabgeplatscht, der Nebel liegt wie eine beruhigende Decke über dem Land und nur ab und an blökt ein Schaf dazwischen. Einfach perfekt und auch die paar Spritzerchen vom Himmel stören uns nicht. Die Ruhe genießend laufen wir einen Gutteil der Straße bis Múli und drehen dann um, um uns den Blick von der anderen Seite anzuschauen. Heute ist großes Wolkentheater, sodass die Landschaft ständig anders, aber immer märchenhaft aussieht. Am frühen Nachmittag sind wir zurück in unserer Unterkunft und verbringen den Rest des Tags mit unseren Lieblingsbeschäftigungen: kochen, essen, lesen, schlafen und Fotos gucken 🙂

Ort: Norðdepil | Distanz: 0 m im RüBä-Mobil, 8 km per Pedes

04. Oktober – Zickzack auf die Nordinseln

Heute geht es auf zum vorletzten Quartier in Norðdepil auf einer der nördlichen Färöer, und zwar Borðoy. Da wir aber früh auschecken und relativ spät einchecken, bleibt heute auch dank des guten Wetters Zeit für Zickzack über die Inseln gen Norden.
Morgens genießen wir noch den spektakulär bunten Sonnenaufgang in Gjógv und essen in Ruhe Frühstück, aber dann kommt wieder das Hausauf- und Hausausräumprogramm, bevor wir Punkt zehn Gjógv hinter uns lassen und in aller Ruhe über die Butterblumenstraße (= landschaftlich besonders schöne und in der Regel enge, steile und einspurige Straße, gern auch an Abgründen wahlweise über dem Meer oder zwischen Bergen 😉 ) zum Pass zwischen den hohen Bergen hinauf zu trullern. Bis auf ein paar Gänse und Schafe begegnet uns bis zur Weggabelung zum Glück nur ein Auto *SchweißVonDerStirnWisch*. Wir fahren nicht über den ganz hohen Pass nach Eiði zurück, sondern biegen ab in Richtung Funningur, aber nicht ohne vorher noch ausgiebig Fotos von den Serpentinen zu machen.

Da Funningur nicht so der Hotspot und nochmal ein paar Serpentinen weiter unten ist, fahren wir daran vorbei und umrunden den Fjord mit vielen Fotostopps bis nach Funningsfjørður, wo wir abbiegen, um die nächste Butterblumenstraße gen Elduvík zu nehmen. Die Straße ist wirklich sehr malerisch und auch hier stoppen wir regelmäßig und schauen uns am Ende der Straße in Ruhe Elduvík zum Klang der sonntäglichen Kirchenglocken an.

Da die Straße in Elduvík endet, fahren wir das Ganze retour nach Funningsfjørður und dann weiter zur Hauptstraße, die wir aber schon nach ein paar Kilometern wieder verlassen, um noch eine Butterblumenstraße Richtung Oyndarfjørður zu nehmen. Auch diese Straße ist sehr schön und wir sehen und stoppen viel.

Dann haben wir leider alle Butterblumenstraßen der Gegend abgefahren und schauen mal nach, wie es gegenüber von Runavik aussieht, aber das lassen wir ganz schnell, denn der malerische Teil von Eysturoy ist schon eher der Norden. Deshalb nix wie ab nach Leirvik und rein in den Norðoyatunnilin, der unterseeisch Eysturoy und Borðoy verbindet und in Klaksvík wieder zutage kommt. In Klaksvík schauen wir uns ein bisschen die Stadt an, bevor es nochmal spannend wird, denn um von Klaksvík nach Norðdepil zu kommen, müssen wir durch zwei unbeleuchtete, einspurige Tunnel mit Ausweichbuchten. Da auf den Färöern alle Einwohner gefühlt ständig hin- und herfahren, sind wir in den Tunneln nicht allein, damit es auch schön spannend bleibt. Ist eine Erfahrung, die zwar aufregend ist, aber die man nicht jeden Tag braucht 😉 Dann sind wir am Ziel unserer heutigen Fahrt und sichten erstmal die vielen hundert Fotos unserer heutigen Fahrt.

Ort: Gjógv – Norðdepil | Distanz: 111 km im RüBä-Mobil, 3,5 km per Pedes

03. Oktober – Gjógv

Vor 30 Jahren am ersten Tag der deutschen Einheit wusste ich nicht mal, dass es Gjógv gibt und nun bin ich hier, um einen gemütlichen Samstag weit weg von allem Feiertagsgetöse zu verbringen 🙂
Über Nacht hat sich das Wetter, wie es seine färöische Art ist, mal wieder komplett gewandelt, denn die tiefhängenden Regenwolken und die nasse Dauerberieselung sind verschwunden. Was bleibt ist ein wolkenverhangener Himmel, der zum Spazieren gehen in Gjógv einlädt. Gleich nach dem Frühstück geht es los und wir erkunden erneut das kleine Dorf, dass gerade erst erwacht. Heute nehmen wir auch den Spazierweg in Angriff, der an der linken Seite des „Hafens“ vorbei am Kliff hinauf führt. Der Weg ist matschig und steil, aber der Ausblick ist unschlagbar und deshalb tapsen wir langsam aber sicher immer weiter den Berg hinauf. Die steilen Treppen bringen wir noch hinter uns, aber dann drehen wir nach einem langen Blick nach weit oben um und lassen die Vernunft siegen. Der Rest des Wegs wäre wahrlich über meinem Fitness- und Wohlfühl-Level gewesen. Deshalb genießen wir einfach von da den Ausblick, wo ich mich gut festhalten kann 😉 Dann geht es das Ganze wieder hinunter und ich werfe nur ab und an einen Blick über die Schulter, um mir am Beispiel junger Fitlinge anzuschauen, wie hoch es denn noch weiter gegangen wäre – viel zu hoch für meinen Geschmack. Wieder auf einem geraden Weg angekommen, schlendern wir Richtung Heimat.

Eigentlich dachte ich, dass damit der Erlebnisteil des Tags abgeschlossen wäre, aber dem ist nicht so, denn vom Sofa durch laute Rufe aufgeschreckt, sehen wir, wie hoch oben über den Berg Leute kommen, die Schafe zusammentreiben. Der Berg ist hoch und steil, die Schafe widerborstig, aber irgendwie schaffen es alle heil runter. Ist wohl in allen Beteiligten ein bisschen Bergziege mit drin 😉 Auf jeden Fall ist es ein Heidenspektakel, das ich mir per Kamera-Zoom nicht entgehen lasse. Nach der ganzen Aufregung folgt dann aber der gemütliche Teil des Tags mit den für uns üblichen Schlaf-, Ess- und Leseeinheiten 🙂

Ab späten Nachmittag dreht Rudi dann noch eine Runde durchs Dorf, ich nicht; ich schau es mir aus dem Fenster an. Morgen geht es weiter auf die Nordinseln.

Ort: Gjógv | Distanz: 0 m im RüBä-Mobil, 3 km per Pedes

02. Oktober – Auf nach Gjógv

Heute wechseln wir wieder das Quartier. Diesmal geht es nach Gjógv, das nördlichste Dorf der Insel Eysturoy, wo wir wieder ein Häuschen für die nächsten zwei Nächte haben. Da mal wieder (ganz unerwartet 😉 ) das Wetter nicht so der Hit ist, lassen wir uns in Leirvik Zeit mit dem Auschecken und genießen den Morgen in aller Ruhe, bevor wir uns auf Umwegen Gjógv nähern.
Unser erster Zwischenstopp ist Fuglafjørður, wo wir uns am Yachthafen die Plastiken anschauen. Die sind wirklich schön und wir verbringen ganz schön viel Zeit mit Fotografieren, bevor wir uns ein altes Schiffswrack anschauen.

Danach fahren wir kurz nach Runavik einkaufen, denn in Gjógv gibt es keinen Laden. Leider zieht sich der Himmel immer mehr zu und wir beschließen ohne weitere Zwischenstopps gen Gjógv zu fahren, allerdings über Eiði, das wir uns bei der Gelegenheit auch noch kurz anschauen. Nun wird es interessant, denn wir nehmen mal wieder eine der landschaftlich sehr schönen Butterblumenstraßen, die allerdings in der Regel einspurig, schmal, steil und haarsträubend sind, aber auch besonders schöne Ausblicke bieten, sofern man sich zu gucken traut 😉 Also geht es mal wieder steil einen Berg auf einer schmalen Piste hinauf. Zwischendurch halten wir noch kurz, um uns Risin und Kellingin (die beiden Felsnadeln, die wir gestern von Tjørnuvík aus gesehen haben) von hinten anzuschauen und dann schrauben wir uns langsam aber sicher den Berg hinauf. Auf dem Pass machen wir einen kurzen Luftschnapphalt, um den stärksten Regen abzuwarten und dann geht es langsam aber sicher wieder nach unten ins Tal nach Gjógv.

Hier machen wir zunächst sogar noch einen Rundgang, aber dann ist das Wetter so nass, dass wir lieber im Auto lesend warten, bis wir unsere Hütte beziehen können. Danach wird aufgewärmt und gechillt und am Abend, als es endlich aufhört zu regnen, drehen wir nochmal eine größere Runde durchs Dorf.

Ort: Leivrik – Gjógv | Distanz: 70 km im RüBä-Mobil, 4 km per Pedes

01. Oktober – Norðstreymoy

Der Sturm hat sich über Nacht gelegt 🙂 Deshalb geht es heute nach Norðstreymoy, genauer gesagt, nach Saksun, eins der wohl malerischsten Dörfer der Färöer, und nach Tjørnuvík, das nördlichste Dorf von Streymoy, das vor allem für seine Lage und den Surfer-Strand berühmt ist.
Nach einem gemütlichen Frühstück geht es zunächst zurück nach Streymoy, denn unsere Unterkunft ist schon auf der Nachbarinsel Eysturoy. Da hier aber keine weiten Entfernungen zu bewältigen sind, macht das gar nix. Also rein in den Tunnel hinter Leirvik, Berg runter, Berg hoch, nächster Tunnel und schon sind wir am Abzweig Richtung Saksun. Die Fahrt dorthin ist absolut toll, denn die Straße, die hier einspurig und nicht wirklich breit ist, windet sich durch ein für färöer Verhältnisse sanftes Tal. Auch wenn die Sonne nicht scheint, ist der Anblick großartig. Nach ein paar Kilometern sind wir auch schon in Saksun, wo erst noch der abenteuerliche letzte Straßenabschnitt zum Parkplatz bewältigt werden muss, bevor wir uns das Winzlingsörtchen anschauen: hoch über einer Salzwasserlagune liegend, von Bergen umgeben, findet man hier eine schöne alte Kirche, die 1858 über den Berg von Tjørnuvík hierher gebracht wurde, und vor allem grasbewachsene alte Farmgebäude, die als Museum dienen (das aber mangels Touristen zu war). Wie drehen eine langsame, größere Runde und freuen uns dabei auch ein bisschen, dass es mit der ursprünglichen Übernachtung in Saksun nichts geworden war, denn beim gestrigen Wetter wäre die Anfahrt zur Hütte, die noch oberhalb des Museums am Ende der Straße liegt, kein Abenteuer, sondern ein Albtraum gewesen. Heute nicht und deshalb bleiben wir eine ganze Weile und schauen uns alles in Ruhe an 🙂

Dann geht es zur Hauptstraße zurück, aber nicht ohne das wir uns vorher noch die älteste färöische Holzkirche und den Miniwald in Hvalvík anschauen.

Und nun auf nach Tjørnuvík. Wer mal ein bisschen Nervenkitzel braucht, dem sei diese fast durchgängig einspurige Straße wärmstens empfohlen: über weite Strecken schön eng und steil abfallend zum Meer, aber dafür mit LKW, die zu einer Baustelle im Minutentakt hin- und herfahren und auch ansonsten ordentlich Verkehr, der uns immer wieder an den abenteuerlichsten Stellen in Ausweichbuchten zwingt. Ich bin auf jeden Fall heute ganz schön oft gefragt worden, ob rechts noch Platz ist 😉
Auf dem Weg nach Tjørnuvík liegt Fossá, einer der höchsten Wasserfälle Norðstreymoys. Den schauen wir uns natürlich auch an, bevor es weiter geht. Irgendwann haben wir es geschafft und sind in Tjørnuvík, wo wir den Strand und die Sicht auf Risin und Kellingin (den Giganten und die Hexe) bestaunen. Auch die Felsnadeln Risin und Kellingin sind der Legende nach Trolle, die beim Versuch, die Färöer nach Island zu werfen, die Zeit vergessen haben und deshalb bei Sonnenaufgang versteinert sind. Außer dem Blick ist aber nicht viel los und deshalb geht es zurück ins Quartier. Auf dem Weg kommt die Sonne raus und wir halten an allen möglichen Stellen für den ein oder anderen Blick auf die verschiedenen Inseln.

Ort: Leirvik – Norðstreymoy – Leirvik | Distanz: 100 km im RüBä-Mobil, 1,5 km per Pedes

30. September – Windgepeitschte Inseln

Heute sind wir munter durch die Färöer gestreift, während der Wind am RüBä-Mobil gerüttelt hat und uns der Regen beim seltenen Aussteigen waagerecht ins Gesicht geflogen ist 😉 Aber ich greife vor, denn zunächst einmal mussten wir uns von unserer liebgewonnenen Hütte in The View verabschieden. War nicht so ganz prosaisch, denn das hieß zwei Stunden unsere Spuren der letzten Tage beseitigen (= aufräumen) und das Auto packen, bevor es losging. Eigentlich hatten wir uns auch richtig viel vorgenommen, aber je länger der Tag dauerte, umso weniger blieb davon übrig, denn – es lässt sich einfach nicht beschönigen – heute war und ist einfach ein elendes Mistwetter.
Trotzdem sind wir heute stolze 147 km gefahren, und zwar zunächst einmal über Vágar  zurück zum Unterseetunnel nach Streymoy, der größten der Färöer Inseln. Dort haben wir uns dann Kvívík angeschaut und das war sehr hübsch. Dann ist Rudi allerdings dem Navi gefolgt und schwupps fanden wir uns auf einer Piste wieder, die gelinde gesagt abenteuerlich war: exakt so breit wie unser Auto, sehr steil und natürlich ohne Leitplanke. Umdrehen ging nicht, also Zähne zusammenbeißen, dem Auto vertrauen und einfach immer weiter den Berg hoch, ohne nach unten in Richtung Meer zu schauen. Mehrere kleine Panikattacken (von Bärbel) später und unter lautem Verfluchen des Navis (durch Bärbel) waren wir dann zum Glück wieder auf der Hauptstraße Richtung Vestmanna. Straße und Blick sind bei schönem Wetter bestimmt hübsch, allerdings isses da auch echt steil und wenn man nicht so richtig sieht, wo man hinfährt, eher lebenszeitverringernd (für Bärbel) und unlustig (für Rudi wegen schimpfender Bärbel). In Vestmanna haben wir dann auch wetterbedingt nur gewendet und sind wieder zurück zur Straße in Richtung unseres heutigen Ziels. Ursprünglich wollten wir heute nach Saksun, aber der Vermieter musste uns wegen Hausschadens absagen, und deshalb geht es nach Leirvik. Alle geplanten Zwischenziele auf dem Weg dahin, lassen wir wetterbedingt weg und fahren stattdessen noch in die Gegend von Runavik, weil dort das Wetter besser, wenn auch nicht gut ist. Ein bisschen Schauen und dann geht es weiter, bis wir am frühen Nachmittag in unserem neuen Quartier für die nächsten zwei Nächte ankommen. Diesmal was Modernes, aber nicht weniger Gemütliches, wo wir nun mal wieder einen Sturm aussitzen 🙂

Ort: Bøur – Leirvik | Distanz: 147 im RüBä-Mobil, 1 km per Pedes

29. September – Trøllkonufingur

Nach einem Tag anständiger Hygge machen wir heute wieder einen Ausflug, und zwar zum Trøllkonufingur. Der Trøllkonufingur, was in etwas sowas wie der Finger der Trollfrau heißt, ist ein 313 Meter hoher Monolith an der Südostseite von Sandavágur auf der Insel Vágar. Auch diese Felsnadel ist so steil, dass nur 11 Personen bekannt sind, die je den Gipfel von Trøllkonufingur erreicht haben. Warum man da rauf klettern wollen sollte, ist mir allerdings ein Rätsel.
Der Legende nach, ist der Trøllkonufingur der Finger einer Hexe, die versuchte, die Färöer-Inseln nach Island zu werfen. Hat aber nicht geklappt, denn als sie zum Meer südlich von Vágar kam, ging die Sonne auf, und sie wurde in Stein verwandelt und fiel in den Ozean. Was blieb war ihr Finger, den wir uns heute von Nahem anschauen wollen.
Kurz vor zehn, pünktlich zum Stromausfall (gut, dass das nicht gestern passiert ist) fahren wir los und sind schon bald in Sandavágur, wo wir uns die engen Straßen nach oben schrauben und am Ortsende parken, denn wir haben Lust, ein bisschen zu laufen und das Wetter wie dafür gemacht. Die Straße windet sich langsam nach oben und hinter jeder Kurve lauert ein neuer schöner Blick. Am Ender der Straße kommt ein ausgesprochen hübscher Weg bis zum Aussichtpunkt, wo wir recht lang verweilen, um den Anblick und das Wetter zu genießen. Danach geht’s den ganzen Weg zurück und ab zu The View, denn heute ist unser letzter Tag in dieser tollen Hütte und das wollen wir genießen 🙂

Ort: Vágar | Distanz: 30 km im RüBä-Mobil, 3 km per Pedes